Tigra war beleidigt. Ich bringe den großen Stinker mit
nach Hause und jetzt schien es, als wenn er bleiben dürfe. Schonik hier,
Schonik da. Am ersten Abend nach Schoniks Ankunft lag Tigra bereits im Bett,
während Schonik noch unter dem Hundeschreibtisch lag. „Komm, wir gehen ins
Bett!“, sagte ich zu ihm und Schonik stand tatsächlich auf. Während ich noch in
der Tür zwischen meinem Arbeits- und meinem Lebenszimmer stand, sprang Schonik
auf das Bett. Tigra war sauer. Sie bekam diese Bürste, die sie an eine Hyäne
erinnert, knurrte Schonik an und zeigte ihm die Zähne. Mit Erfolg, Schonik
traute sich nicht mehr ins Bett und legte sich vorsichtshalber davor.
Erst nachdem ich im Bett war, der Fernseher lief und
Tigra augenscheinlich neben meinem Kopf eingeschlafen war, kletterte er
vorsichtig ins Bett und legte sich zu meinen Füßen.
Es war Sonntag, es war gerade einmal acht Uhr, ich
kletterte aus dem Bett. Draußen schien die Sonne. Frühling Mitte Februar. Ich
ging einmal durch die Wohnung, um zu gucken, ob Schonik irgendwo hingemacht
hatte. Hatte er nicht. Beide Hunde rannten natürlich hinter mir her. Tigra ist
seit Monaten nicht mehr so früh aufgestanden. Aber jetzt, wo Schonik mir auf
den Fersen war, musste sie natürlich mit. Und während ich zufrieden überlegte,
mir einen Kaffee aufzusetzen, hörte ich, wie Schonik im Flur an eine Ecke
pinkelte. Also keinen Kaffee, sondern den Eimer und den Lappen holen, wischen
und wissen, dass es erst einmal keinen Kaffee geben würde.
Gleich unten vor dem Haus machte Schonik einen Haufen.
Immerhin hatte er das im Griff. Auf dem Spaziergang trafen wir Pelle. Ein
toller Kerl, der Schonik ausführlich zeigen musste, dass er der Boss in diesem
Gebiet war. Schonik blieb ruhig. Wir gingen weiter, ich ärgerte mich über die
Führleine. Und ich war mich sicher, dass wir es am Mittag mit der Flexileine probieren
würden.
Beim Frühstück gab es wieder Streit. Schonik also war der
Chef beim Essen, Tigra beim Verteilen der Schlafplätze.
Die Flexileine am Mittag klappte prima. Wir waren im Wald
und Schonik kam super mit ihr klar. Endlich konnte er ein paar Meter laufen.
Das Alleinsein im Auto klappte nur bedingt. Nein, es
klappte super. Aber Schonik hatte sich sehr schnell von Tigra abgeguckt, dass
man fremde Hunde anbellen muss.
Am Nachmittag waren wir auf der Hundewiese. Zum ersten
Mal konnte Schonik ohne Leine laufen. Noch war Schonik unsicher. Sowie ihm
etwas „komisch“ vorkam, war er bei mir. Stöckchen lief er hinterher, wusste
dann aber nicht, was damit zu tun war. Hatte Tigra ein Stöckchen, nahm er es
ihr weg, ließ es dann aber sehr schnell wieder fallen.
Jagdszenen auf dem Hundeplatz. Tigra war schneller und
wendiger. Und Schonik hatte noch gar keine Kondition. Zwei Jahre Tierheim
hatten ihre Spuren hinterlassen.
Leon kam auf die Hundewiese. Es war, als wenn sie sich
schon Ewigkeiten kennen würden. Jagdszenen zu dritte. Tigra war die Schnellste.
Am Abend im Auto schlief Schonik sehr schnell ein. Er
schnarchte. Man sagte mir, dass er sich anhören würde wie ich.
Ein fremder Hund kam am Auto vorbei. Tigra bellte.
Schonik wurde wach, bellte ebenfalls. Und heulte dann wie ein Wolf.
Schonik und Tigra, der Krieger und die Kaiserin.
1
vom 01.04.2024, 10.16